Saisonrückblick…Saisonrückblick…immer wieder Saisonrückblick. Dabei schaut mich das leere Blatt vor mir vorwurfsvoll an, so als ob ich irgendwie für seine Leere verantwortlich wäre.

Aber halt, jetzt habe ich die Idee: Ich schreibe statt eines Rückblicks einfach einen Ausblick auf die neue Saison: Also, wir haben uns qualifiziert für die Bezirksliga!! Wie?…Was soll das denn heißen?…Qualifiziert für die Bezirksliga? Nun ja, auf diese Weise könnte ich elegant umgehen und es bemerkt vielleicht keiner, dass wir mit Abschluss der letzten Saison leider aus der LaLi (Landesliga) abgestiegen sind. Ich hätte zwar die Wahrheit zu meinen Gunsten umgebogen, aber was soll`s? Läge ich doch damit voll im Trend, so ganz im Sinne von MAGA, will heißen „Make Alemannia Great Again“. Auch eine Art Sommermärchen.

Aber die Tabelle lügt nicht, und es hilft auch nicht, nur der Statistik zu glauben, die man selbst gefälscht hat. Also erst einmal „Bonjour tristesse“ und den verpassten Punkten und Sätzen noch einmal kurz nachgetrauert. Mann/Frau muss sich dabei sicherlich nicht gleich von CR 7 influencen lassen, und schon während des noch laufenden Spiels auf dem Feld rumheulen. Oder trotzig darauf beharren, dass wir irgendwie doch Tabellenführer und „Liga-Rekordhalter“ sind…nun ja, halt nur bei der Anzahl der Spiele, die im 5. Satz verlorengingen. Hätte fast etwas von einem Grand Slam…ist aber irgendwie auch mehr GAGA als MAGA.

Bei dieser Gelegenheit Glückwünsche an D2, D3, H1 und H3 zum Ligaverbleib und Klassenerhalt.

Schade für D1, war halt irgendwie auch nicht die gewünschte Qualifizierung. Doch macht`s wie wir, hinweg ihr trübe Gedanken (was bei dem Sauwetter allerdings auch nicht immer einfach ist). Wir selbst gehen voran, genderbewusst und doch ganz männlich, als „Alemännlein“ den Schild und Speer hochgereckt…(aber das ist ja auch nicht immer so einfach und liegt im Zweifelsfall eher nicht am Sauwetter).

An dieser Stelle schweifen meine Gedanken etwas ab, und wenn es etwas persönlich wird, dann bitte ich um Nachsicht.

Angesichts der aktuellen Krisen sehen wir uns wahrscheinlich alle mit Momenten von Verunsicherung und Ängsten konfrontiert. Der von mir geschätzte jetzt Ex-Trainerkollege von der Dreisam hat das einmal so zum Ausdruck gebracht:“…Ich hab da Angst, muss ich Ihnen sagen, wenn ich die Entwicklung sehe; und ich habe Kinder, ich hab` besonders Angst um die…“.

In diesen Zeiten erleben wir, dass Unsicherheit und Ängste willkommene Ziele von Strömungen sind, die Menschlichkeit und gegenseitigen Respekt fundamentalistisch in Frage stellen. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit haben sich im Schafspelz von „feindemokratisch“ sich gebenden Wohlfühlparteien eine Art Hoffähigkeit erschlichen. Dabei schaut unter ihrem „feindemokratischen“ Deckmäntelchen der „Feind der Demokratie“ nur allzu deutlich hervor.

Wenn ich auf dem Spielfeld stehe (was ich inzwischen öfter tue, weil Bewegen schwieriger ist), dann fällt mir manchmal das inzwischen fast 20%ige Wählerpotential dieser Strömungen ein und ich fange im Geiste an zu zählen: Bin ich bei 5 angekommen bin, dann denke ich, was wäre, wenn tatsächlich…?….Zum Glück wache ich dann wieder wie aus einem schlechten Traum auf; und zum Glück sehe ich um mich herum, dass Solidarität und Gemeinschaftssinn lebbar sind und dass für diese aktiv eingestanden wird.

Ausgehend von der damit verbundenen Hoffnung spricht mir noch einmal der genannte Ex-Trainerkollege aus der alemannischen Seele:“Es geht nicht darum, woher jemand kommt, sondern wie er ist. Geht wählen! Damit wir gegen diese unsägliche, fremdenfeindliche und gästefeindliche Politik von einigen Parteien Stimmen sammeln können“.

In diesem Sinne: „Adieu tristesse“, „Bonjour Zuversicht“!

© B. Seiter