Ich gehöre ja zur möglicherweise aussterbenden Generation der Zeitung-Leser. Bei dieser von mir geliebten Beschäftigung hat mich neulich eine Schlagzeile aus meinem Halbdösen aufgeschreckt: Unter der Überschrift “Das Schweigen der Männer“ – ja, tasächlich der Männer, nicht der Lämmer – folgte die Nachricht, dass sich nach 137 Jahren ihres Bestehens die Männerabteilung der Chorgemeinschaft Zäringia aufgelöst hat – Hauptgrund: die fortschreitende Demenz einiger Mitglieder.

Oh je, denke ich; schon wieder Zeit für einen Saisonrückblick? Wo nehme ich denn jetzt den wieder her? Befürchte ich doch, dass ich das Meiste längst wieder vergessen habe. Nun gut, statt Blick zurück erst einmal nach vorne geschaut, welchen àktuellen Trends die Werbung auf der Spur ist. „Geiz ist geil“ ist ja mittlerweile schon Lichtjahre entfernt, und Sparen ist wieder mehr Notwendigkeit statt Freizeitbeschäftigung.

Inzwischen leben wir ja in den Zeiten der Zeitenwende; dabei hat meine persönliche Zeitenwende gerade vor ein paar Tagen stattgefunden: Ich komme mit einer Kiste Sprudel aus dem Edeka-Markt, da fragt mich eine junge Frau, ob sie mir helfen könne. Erst als ich zu Hause war, hatte ich mich von diesem Doppel-Wumms wieder einigermaßen erholt.

Wieder auf der Couch, zappe ich von neuem durch die Werbung, und siehe da, da kommt der Zeitgeist schon um die Ecke und gibt die neueste Richtung vor: „Originalität wird überbewertet – kluge Köpfe kopieren kluge Köpfe“, danach ein kräftiges „etoro“. Ja super, denke ich, diesen Stier packe ich an den Hörnern, nicht mehr ewig selbst nachdenken, ein paar Schlagworte in Chat GPT eingeben, und schon spuckt mir die KI einen wunderbaren Saisonrückblick aus. Danach Copy & Paste, und fertig.

Doch leider bleibt das erwünschte Ergebnis eher dürftig, die Glückwünsche zum Klassenerhalt erinnern mich im besten Fall an den damaligen Erhalt der Klasse in der Grundschule.

Während ich noch über den im Verlauf der Saison immer drastischeren Schwundrate unserer Besetzung an den Spieltagen sinniere, schleicht sich von irgendwo dieses Lied heran von den „10 kleinen-was-man nicht mehr-sagt“.

Ich versuche also, den Chatbot zu überlisten, und gebe mal „10 kleine Alemännlein“ ein; sofort werde ich jedoch eiskalt ausgekontert:

“Ich verstehe, dass Sie eine Anspielung auf einen alten Kinderreim machen möchten. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass keine diskriminierende oder beleidigende Sprache verwendet wird.

Die Verwendung des Begriffs „10 kleine Alemännlein“ kann als abwertend oder respektlos gegenüber einer bestimmten Gruppe von Menschen angesehen werden.

Wenn Sie weitere Fragen zum Thema Volleyball oder anderen Anliegen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.“

Okay, sei`s drum, ich habe verstanden.

Ich werde also meinen Saisonrückblick kurz halten, hier die nackten Fakten (ob mit oder ohne Check):

-1 Neuzugang (wirkt dem eingangs genannten Demenz-Faktor entgegen)

-diverse körpernahe Malaisen und Ausfälle einzelner Spieler (siehe erwähntes Kinderlied)

-1 Heirat (nein, das ist natürlich keine körpernahe Malaise)

-Training in der Karl-Schule mit Handschuhen; bis zum Umfallen ging nicht, da zuvor eher festgefroren

-als einziges Team in der Liga der SBVV-Jugend generös einen Punkt überlassen (so kann man es auch sehen)

-die H1 in einem von zwei Spielen geschlagen

-der besagte Klassenerhalt in der LaLi

-mit 6 Alemännlein einen grandiosen 3:2 Auswärtssieg gefeiert

So weit, so gut.

Das Schlusswort gehört wie immer jenem von mir geschätzten, früher an der Schwarzwaldstraße tätigen Landsmann:

„Man verändert sich immer, weil man hat ja Stoffwechsel“.

In diesem Sinne freue ich mich auf ein Neues. Oder vielleicht doch den Männergesangverein neu gründen?

© B. Seiter